Donnerstag, 13. April 2017

30 Jahre Imkerverein Broderstorf

Im Oktober 1987 verließen 26 Imker und Imkerinnen die Rostocker Sparte Bienen und gründeten mit dem Segen des VKSK die Sparte Broderstorf. Die Rostocker Sparte hatte mit über 200 Mitgliedern eine kritische Masse erreicht, die beim Aufeinandertreffen entsprechender Temperamente zu einer Spaltung führen musste. Drei Imker, die ihren Winterstandort in Hohenfelde bei Broderstorf hatten, führten diese herbei: Reinhold Hübner, Dieter Bunke und Martin Antemann.
Die Broderstorfer Imkersparte war nicht nur die letzte im damaligen Bezirk Rostock gegründete, sondern auch die einzige, bei deren Gründung die Berufung auf eine bestimmte Betriebsweise eine Rolle spielte.
Zu der Zeit gab es nämlich richtig Streit um die Magazinimkerei, ausgelöst durch ein 1985 im Westen erschienenes Buch von Heinz Lorenz: Imkern mit dem Langstroth-Flachzargenmagazin. Eine Gruppe von Imkern des Bezirksverbandes Schwerin mit Wolfgang Pientka und Jürgen Blohm hatte daraufhin Beuten im "Pientka-Maß" und "Schweriner Maß" entwickelt und sich durch lange Artikel in der DDR-Imkerzeitschrift GuK, Teil C, Aufmerksamkeit verschafft.

Das Gründungsprotokoll enthält jedoch keine technischen Details:


Vorsitzender wurde damals Reinhold Hübner.
Hübner war ein guter Vorsitzender: fachlich ließ er nichts aus, bis hin zur künstlichen Besamung und zum Doppelvolkbetrieb, war also sehr versiert und sorgte trotz Doppelbelastung durch Arbeit und Imkerei für monatliche Versammlungen, auf denen immer fachliche Dinge ausführlich besprochen wurden und die stets protokolliert wurden. Auch war er keineswegs dogmatisch in Sachen Beuten oder Rähmchenmaß.

Hier beispielhaft ein Protokollauszug:
Mitgliederversammlung am 20.1.88
1. … 2 Mitglieder wurden neu aufgenommen.
Derzeitiger Mitgliederstand 30, davon 20 Familien mit Bienenhaltung.
In dieser Versammlung fehlten 2 Mitglieder unentschuldigt; 2 waren entschuldigt wegen Gemeindevertretersitzung.
3. Zur Ausbildung zum BSS haben sich folgende Imkerfreunde gemeldet.
Antemann Martin Hohenfelde 2551
Laffien Dieter Thulendorf 2551
Kunert Rüdiger Pastow 2551
Schaaf Peter Steinfeld 2551
4. Zu aktuellen Imkerfragen.
Es wurde die Notwendigkeit einer gezielten Weiselzucht erläutert.
Die Mitglieder sind aufgefordert, sich Anbrüter zur Weiselzucht zu beschaffen um eine Weiselzucht mit Zuchtstoff von besamten Weiseln durchzuführen.
Desweiteren wurde über Probleme beim Überwintern der Bienen und Thermik in den Beuten diskutiert.
Beutenmaße sollte jeder Imker halten, wie es für ihn zeit-hobby-und kräftemäßig am günstigsten ist. Es lassen sich nicht alle Imker in ein Beutenmaß pressen.
Die Varroamilbe war wieder ein fester Bestandteil der Aussprache.


1988 und 1989 waren richtige Erfolgsjahre - der Verein strich beachtliche Bestäubungsprämien ein (1988: 1470 M, 1989: 2500 M) und wurde lobend in der Presse erwähnt:


Martin Antemann (der übrigens in einem Bienenwagen mit Normbeuten imkerte, also nicht in Magazinen) erhielt zum 25. Imkerjubiläum die Ehrennadel des VKSK in Bronze:


Die einzige Straße von Hohenfelde "Zum Bienenhain", wird wohl noch lange an die Vereinsgründer erinnern, denn dort in Hohenfelde hatte Antemann seit 1965 eine ehemalige Kieskuhle gepachtet, wo dann auch Hübner und Bunke ihre Völker abstellten.


Die Wendejahre um 1990, die von einem markanten Imkerschwund im Osten Deutschlands begleitet wurden, überstand die Sparte mit immerhin 10 Mitgliedern, die sich 1991 in "Imkerverein Broderstorf" umbenannten und dem Landesverband Mecklenburg-Vorpommern anschlossen. Die Imker mit den meisten Völkern hörten einfach mit der Imkerei auf, darunter auch Hübner, der sogar bald darauf verstarb.
Vorsitzender wurde Martin Antemann.

Die technischen Aspekte traten bald in den Hintergrund und heute gibt es nur noch ein Gründungs-Mitglied - Volker Keller - der tatsächlich dem Pientka-Maß zumindest teilweise treu geblieben ist.

Nach Antemanns Tod 2008 übernahmen - Ironie des Schicksals - Rostocker Imker den Stand in Hohenfelde, so dass dort heute keine Imker unseres Vereins mehr stehen.

Sabine Lange wurde Vereinsvorsitzende (ihr Vater Horst Klostermann war 1987 Gründungsmitglied der Sparte) und wird dies hoffentlich noch lange bleiben. Unter ihrer Leitung entwickelte der Verein wieder ein reges Leben - die Versammlungen erfreuen sich einer hohen Teilnahmefrequenz von ca. 80 %. 2016 wurde unsere Vorsitzende mit der Ehrennadel des Deutschen Imkerbundes in Silber geehrt, während Dr. Wilfried Neubauer (unser letzter Hinterbehandlungsimker)mit der Bronzenadel bedacht wurde.

Der Imkerverein Broderstorf hat aktuell, im Jahre 2017, die Gründungsstärke von 1987 wieder erreicht.

Um ein wirklich gemütliches Vereinsleben zu wahren, beschloss der Vereinsvorstand, die Mitgliederzahl auf 26 Imker und Imkerinnen zu begrenzen (nur zufällig ist dies die Zahl der Gründungsmitglieder - es passen einfach nicht mehr an unseren Stammtisch) und den Zulauf aus anderen Vereinen beziehungsweise von Neuimkern über eine Warteliste zu regulieren. Der Verein hat sich dadurch den Idealen aus dem Gründungsjahr 1987 verschrieben und nicht auf bloßes Wachstum gesetzt, um das echte Miteinander Gleichgesinnter zu pflegen.

Neuerdings gibt es sogar wieder einige Flachzargenimker im Verein, allerdings verwenden diese das Zandermaß.


Auf dieser Seite werden wir Gegenwärtiges und Vergangenes präsentieren und die aktuellen Entwicklungen und Erfahrungen darstellen. Dieser zum 30. Jubiläum des Imkervereins Broderstorf ins Leben gerufene Blog soll auch nach dem Jubiläumsjahr helfen, zukunftsträchtige Ideen der Imkerei zu verbreiten, denen sich der Verein bei seiner Gründung verschrieben hatte.